Abd el Kerim mit Oliver Hillert und Begleitung in Griechenland (Juni 2017)

Die Reise von Abd el Kerim im Sommer 2017 nach Griechenland war eine entomologische Sammelreise auf der Jagd nach Geotrupiden. Diese geselligen und liebenswerten Mistkäfer sammeln die Exkremente z.B. von Kühen, Ziegen und Schafen, die dann in unterirdische Bruthölen verstaut werden und dort entwickeln sich dann die Larven der Käfer. Aber auch andere Gruppen der Blatthornkäfer sind aus Griechenland interessant und fanden den Weg ins Sammelglas. Auf dieser Reise bei der mich meine Frau Danni begleitet hat, sollte später die Journalistin Stephanie Eichler für eine Reportage über Ab del Kerim zu uns stoßen.


Meteora - Dolchwespe (Megascolia maculata)

Aber zuerst stand Mount Ossa in den Reiseunterlagen. Mit seinen außergewöhnlichen Klimazonen, extremer Feuchte ja geradezu tropisch im Osten auf der Seeseite und natürlich mediterran und trocken im Westen. Der kleine Ort Stomio am Fuße des Berges erinnerte mich an einen der vielen verschlafenen Orte in Südamerika. Nicht nur die aufsteigenden Dampfschwaden die sich um den Berg zogen schienen geradezu einer Bergkette aus den Anden zu entspringen, auch die sonderbar fruchtigen Gerüche entsprachen meiner Erinnerung aus den Tropen. Der Berg ist seitlich eingehüllt in ein unglaublich reichhaltiges und üppiges grün, eine alles überwuchernde grüne Masse. Auch aus entomologischer Sicht ist der Berg eine Überraschung mit einer Vielzahl seltener und schöner Insektenarten. Oft herrscht große Hitze am Berg und in der Kombination mit der Feuchtigkeit scheint es ein Eldorado für Insekten zu sein.


Ossa - Trauerbock (Morimus asper funereus)

Der Weg führte uns anschließend nach Peloponnes, dort konnten wir dank der doch außergewöhnlich feuchten Saison (zumindest bis Juni) eine nur im Frühling vorkommende Mistkäferart fangen mit dem schönen lateinischen Namen Thorectes brullei brullei. Diese Daten sind für eine aktuelle Studie zur Taxonomie und Verbreitung der Art von großem Wert. Selbstverständlich wurden die Tiere mit Hilfe des eigens angefertigtem Ausgrabewerkzeuges (Geotrupes foderus) aus der Erde gescharrt. Im Dreck wühlen ist eine der beliebtesten Tätigkeiten dieses kostbaren Werkzeuges. Es stellt Jahr für Jahr seine außergewöhnliche Qualität unter Beweis und misst sich im direkten Zweikampf zum herkömmlichen Unkrautstecher. Gegenüber dem schnöden, blechgebogenen Baumarktprodukt, das keine Sammelperiode überlebt, ist es keine wirkliche Konkurrenz. In der sehr steinigen Berglandschaft von Südgriechenland ist es oft schwer an die erdbewohnenden Mistkäfer heranzukommen.


Peloponnes - Abd el Kerim war ein treuer Begleiter und hat uns mundgerechte Melonenstücke geschnitten.

Auf der Insel Andros konnten zwei neu Arten der Familie Scarabaeoidea gefangen werden. Ich hatte anfangs nur eine Idee, da ich ein Foto von einem Käfer aus der Maikäferfamilie im Internet sah. Ein wahrhaft außergewöhnlicher Fund, in einem doch so intensiv untersuchten Gebiet wie Griechenland. Das Herz schlug mir bis zum Hals als die Käfer in der Nacht auftauchten. Sie können nur bei Dunkelheit am richtigen Standort gefangen werden. Ein Ort mit etwas Sand und Düne was normalerweise auf der steinigen Insel eher selten ist. Da es sich um Arten handelt die bislang noch nicht gefangen wurde, ist die Insel in der Vergangenheit offensichtlich nicht sehr häufig aus entomologischer Sicht bereist worden.


Andros - Rosenkäferjagd am Abhang


Andros - Rosenkäfer (Heterocnemis graeca)


Andros - Rosenkäfer (Protaetis (Netocia) trojana trojana)

Besonders spannend war das Zusammentreffen mit der Journalistin Stephanie Eichler, die uns nahe Athen zum Ende der Reise getroffen hat. Hintergrund ist ein ausführlicher Artikel über das Schmiedehandwerk und eben speziell über die Herstellung des Messers Abd el Kerim durch unseren lieben Freund Stefan Kühne. Ein Teil der Recherche sollte auch die Begleitung auf einer entomologischen Sammelreise sein. Für uns war im Vorfeld die Vorstellung recht ungewohnt, beim aktiven Sammeln von Insekten begleitet, beobachtet und interviewt zu werden. Es hat sich aber sehr schnell ein sehr vertrautes Verhältnis zwischen uns und dem Journalisten-Team Stephanie Eichler und ihrem Fotografen Emanuel Herm eingestellt. Eine wahrhaft spannende und interessante Begleitung.

Im Interview kommt man automatisch von Story zu Story und es hört irgendwie gar nicht mehr auf. Insekten sind eben die Herrscher der Welt und es gibt nichts was es nicht gibt, kein Sonderfall wird von der Natur ausgelassen.

Unser Begleiter Abd el Kerim half natürlich bei der Zubereitung unserer Speisen und beim aufspannen eines Leuchttuches für den Nachtfang von Insekten.

Alles in allem eine sehr schöne Reise mit wichtigen entomologischen Erkenntnissen, tollen Eindrücken und netter Gesellschaft.


 Meteora - Danni und die Klosteranlage im Hntergrund