Abd el Kerim mit Detlef Ulrich in Tuva (Juli 2017)

Unsere Gruppe von Naturfreunden und Bergsteigern aus dem Harz begibt sich seit Jahren insbesondere in die Region Zentralasien. Die Reisen führten uns bisher in die Mongolei, nach Russland, Usbekistan, Tadjikistan, Georgien, Nepal und China. Die Beweggründe für unsere Reisen sind neben dem unmittelbaren Naturerleben das Zusammentreffen mit der Bevölkerung und ihrer Kultur. Bewusst verzichten wir deshalb auf kommerzielle Reiseanbieter und organisieren die Exkursionen mit der Hilfe von einheimischen Ansprechpartnern. Neben dem direkten Kontakt zur Bevölkerung haben wir dadurch auch das Gefühl, dass unsere finanziellen Aufwendungen ohne Verluste den einheimischen Menschen zugutekommen. Viele herzliche Freundschaften verbinden uns inzwischen mit Menschen aus dieser Region.
   
Tuva, das Land der Altgläubigen und Schamanen im Zentrum Asiens, stand lange auf unserer Wunschliste bis wir einen entsprechenden Kontakt knüpfen konnten. Die Republik Tuwa ist eine zur Russischen Föderation gehörende autonome Republik im südlichen Teil von Sibirien. Als Ziel dieser Reise hatten wir uns die Ausgrabungen der Skytengräber (Kurgan Arschaan 2, der Aldy-Bel-Kultur, 900 vor Chr.) und die Besichtigung des dort gefundenen Skythengoldes in Kysyl, der Hauptstadt von Tuva, vorgenommen.

Den Hauptteil der dreiwöchigen Reise beanspruchte jedoch der zweite Schwerpunkt, der Ritt zur Quelle Maimamysch, die sowohl den einheimischen Tuvinern als auch den Russen als heilig gilt. Maimamysch ist eine von unzähligen Wasserspendern des Jenisseis. Die Quelle liegt versteckt in den Wäldern des Sajangebirges und ist nur mit Hilfe von Pferden über extrem beschwerliche Jägerpfade erreichbar. Eine touristische Infrastruktur oder Kennzeichnung existiert nicht und die Orientierung durch Sümpfe, über Geröllfelder und Bergpässe war nur durch die Begleitung von zwei Einheimischen möglich. Im 39 Grad heißen Wasser der Thermalquelle konnten wir uns zwei Tage von den Strapazen des Pferdetrekkings erholen und außerdem die heilenden und belebenden Wässer von acht Nebenquellen trinken. Dieses Wasser stärkt nach Aussagen der Tuviner Gehirn, Muskeln, Magen und je nach Quelle die Fruchtbarkeit oder Manneskraft.
   
Der Rückweg mit Pferd und Motorboot ins nächste Dorf, das mit einem Geländewagen erreichbar ist, dauerte vier Tage und brachte uns beeindruckende Begegnungen mit der Tierwelt: Bär, Wolf, Zobel und Maralhirsche.
   
Das Messer Abd el Kerim begleitete uns die ganze Zeit und war ein unverzichtbares Utensil für die Zubereitung der Mahlzeiten am Feuer, Ausgraben von Wurzeln und Zwiebeln, Gewinnung von Birkenrinde als Feueranzünder, Schnitzen und letztlich der Operation einer Geschwulst am Kopf von einem unserer Pferde. Die Bilder zeigen einige der Einsatzzwecke.

Bild 1: Auf dem Weg zur Quelle Maimamysch im Sajan-Gebirge mit meinem Wallach namens ‚Kon‘ (‚Pferd‘)


Bild 2: Taigaküche. Wir gönnen uns den Luxus einer Tischdecke


Bild 3: Wildzwiebeln zum Würzen.


Bild 4: Messer und Jagdgewehr sind in den tuvinischen Wäldern unverzichtbar


Bild 5: Mittagspause. Abd el Kerim wird als Büchsenöffner zweckentfremdet


Bild 6: Ein Tuviner benutzt das Messer zum Schnitzen eines Lastensattels für die Pferde