Das
Härten
Vor
dem Härten habe ich großen Respekt. Die Klinge ist fertig geschliffen,
man hat schon viele Stunden Arbeit investiert und trotzdem kann man
hierbei noch alles zunichte machen.
Bei
dem von mir geschmiedeten Tanto-Dolch und dem Messer mit
Olivengriffschalen habe ich eine selektive Härtung der Klinge
ausprobiert, wobei der Klingenrücken langsamer abkühlen muss als die
Klingenschneide. Die Methode ist bei Kapp
(1996) für das Härten japanischer Schwerter beschrieben. Dazu wird eine
Mischung aus Holzkohle, Ton und Quarzsand fein im Mörser zerrieben und
mit wenig Wasser zu einem Brei verrührt. Da leider keine Mengenanteile in
der Literatur beschrieben werden, habe ich gleiche Volumina verwendet. Der
Klingenrücken wird nun bis zur Mitte der Klinge mit dem Brei bestrichen,
wobei man den Übergang zur Schneide z. B. als Wellenlinie ausformen
kann. Danach wird die Klinge im Backofen getrocknet. Es bildet sich eine
harte Kruste, die auch bei Erwärmung im Schmiedefeuer nicht abfällt. Hat
die Klinge eine rote Färbung angenommen, wird die Temperatur einige Zeit
gehalten und dann schnell in der Härtflüssigkeit abgekühlt. Auf dem
Tanto-Dolch ist dadurch eine deutliche Härtelinie, der sogenannte Hamon,
sichtbar geworden. Auf dem Klingenrücken hat sich keinerlei Zunder
gebildet. Die fein zermahlene Holzkohle verbraucht bei der Verbrennung den
Sauerstoff und verhindert dabei die Oxidation des Eisens.
Seit 2004 arbeite
ich mit einem Härteofen und genauer Temperaturführung. Damit der
Stahl beim Weichglühen oder Härten nicht entkohlt, wird er in Härtefolie (Thermax
4878 - 600 x 0,05) eingeschlagen.
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Klinge:
Feilenstahl
Griff:
Ebenholz
Von
oben nach unten: geschmiedeter Klingenrohling, geschliffene Klinge
für das Härten vorbereitet, fertiges Messer mit Hamon |
Klinge:
Feilenstahl
Griff:
Olivenholz |
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Das
Anlassen
Nach
dem Härten hat der Stahl Spannungen und ist brüchig. Um eine
gebrauchsfähige Klinge zu erhalten, wird sie im Backofen zwichen 180 -
200 °C für ein bis zwei Stunden erhitzt. Die Klinge sollte danach
langsam im Ofen abkühlen. Dieser als „Anlassen“ bezeichnete Vorgang
entspannt das Material und führt zu einer goldenen Verfärbung der
Klinge. Die Anlassfarbe kann man aber nur erkennen, wenn man die Klinge
nach dem Härten mit feinem Schmirgel vom Zunder befreit hat.
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Schlußbetrachtung
Jeder
der einen Garten hat, könnte das Messerschmieden zu seinem
Hobby machen. Mit relativ geringem finanziellen Aufwand ist es möglich,
sich den Amboss und eine Feueresse zu besorgen. Die zur Verfügung
stehende Literatur ermöglicht den theoretischen Einstieg, und
Schmiedekurse von Profis werden angeboten. Das Schmieden eines
Messers ist eine grundlegende Selbsterfahrung und führt zurück in eine
fast vergessene Zeit. Es ist ein großartiges Erlebnis, wie sich der Stahl
in der Feuerglut erhitzt und durch die Hammerschläge ein Messerklinge entsteht. |